Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war das letzte Jahrzehnt nur mäßig, was die Einkommensentwicklung angeht. Unternehmer und Vermögende hingegen können auf lukrative Jahre zurückblicken.
Das zeigt der DGB-Verteilungsbericht 2011. „Real haben …
… die Beschäftigten hierzulande weniger in der Tasche als zur Jahrtausendwende“, kritisiert DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki. Damit ist Deutschland bei der Einkommensentwicklung das Schlusslicht unter den Industriestaaten. So ist die Lohnquote von 71,8 Prozent im Jahr 2001 auf 66,5 Prozent 2010 gesunken. Zeitgleich ist die Profitquote, also der Anteil der Unternehmens- und Vermögenseinkommen am Volkseinkommen, von 27,9 Prozent im Jahr 2000 auf 33,5 Prozent 2010 gestiegen. Matecki fordert, dass „die Umverteilung der gesamtwirtschaftlichen Einkommen zulasten der abhängig Beschäftigten beendet werden muss“. Aus Sicht des DGB sei es Zeit für „kräftige Lohnerhöhungen“.
Deutschland brauche eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik, also einen Zuwachs der Löhne und Gehälter, der mindestens der Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität plus Preissteigerungen entspricht, erklärt Matecki. „Ein robuster Binnenmarkt als zweites Standbein der Volkswirtschaft ist die beste Versicherung gegenüber weltwirtschaftlichen Verwerfungen.“
Der DGB-Bericht belegt einmal mehr, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnet.
So konnten die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung von 2001 an ihren Anteil am gesamten Nettovermögen von 58 auf 61 Prozent erhöhen. Matecki stellt zudem klar, dass Deutschland kein Problem mit zu hohen Arbeitskosten hat. Diese entwickelten sich im internationalen Vergleich seit vielen Jahren unterdurchschnittlich. Vielmehr drückten der ausufernde Niedriglohnsektor sowie die prekäre Beschäftigung das Lohngefüge massiv nach unten. Um diese Entwicklung zu stoppen, fordert der DGB einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro sowie gleichen Lohn für gleiche Arbeit in der Leiharbeit. Die Schuldenbremse verschärft zudem die Ungleichheit. Matecki betont: „Wer in sozial verantwortbarer Weise Schulden begrenzen will, muss wieder stärker besteuern: Vermögen durch die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, Erbschaften durch eine reformierte Erbschaftsteuer, die den Namen auch verdient, Großverdiener durch eine Erhöhung des Einkommensspitzensteuersatzes
und Unternehmensgewinne durch eine breite Bemessungsgrundlage.“ Mit diesen Maßnahmen könne die Politik nicht nur die verteilungspolitische Schieflage in Deutschland endlich angehen. Es sind auch erste Schritte, um die Binnennachfrage zu stärken und die Ungleichgewichte in der Eurozone zu beseitigen.
Quelle: http://einblick.dgb.de/ausgaben/einblick-ausgaben-2011